Veröffentlicht am März 11, 2024

Die Gestaltung von Lernräumen ist kein ästhetisches Detail, sondern ein zentrales pädagogisches Werkzeug, das Lernergebnisse direkt beeinflusst.

  • Traditionelle Klassenzimmer mit frontaler Ausrichtung schränken die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen nach Lehrplan 21 aktiv ein.
  • Erfolgreiche Lernlandschaften sind nicht einfach offen, sondern basieren auf einer intentionalen Raumzonierung (Arbeit, Ruhe, Kollaboration) mit exzellenter Akustik.

Empfehlung: Betrachten Sie jeden Umbau nicht als bauliche Massnahme, sondern als strategische Investition in eine «pädagogische Architektur», bei der jeder Quadratmeter einem Lernziel dient.

Die Debatte um die Zukunft der Bildung in der Schweiz konzentriert sich oft auf digitale Werkzeuge und neue Lehrmethoden. Doch ein entscheidender Faktor wird systematisch unterschätzt: der Raum selbst. Wir nehmen als gegeben hin, dass Lernen in viereckigen Räumen mit frontaler Ausrichtung stattfindet – ein Relikt aus einer Zeit, in der Wissensvermittlung unidirektional war. Diese starren Strukturen stehen heute im direkten Widerspruch zu den Zielen des Lehrplans 21, der Kompetenzen wie Kollaboration, kritisches Denken und Kreativität fordert.

Die gängige Antwort darauf ist oft oberflächlich: flexible Möbel und bunte Sitzsäcke. Doch wenn die grundlegende Raumstruktur unverändert bleibt, sind solche Massnahmen reine Kosmetik. Die wahre Revolution liegt tiefer. Es geht darum, eine bewusste Lehrplan-Raum-Kohärenz zu schaffen. Was wäre, wenn der Raum nicht nur ein passiver Behälter für Bildung ist, sondern ein aktives Instrument, das pädagogische Prozesse ermöglicht und fördert? Die wahre Frage ist nicht, ob wir Whiteboards durch Smartboards ersetzen, sondern wie wir Wände einreissen – physisch und mental –, um echte Lernlandschaften zu schaffen.

Dieser Artikel verlässt die Ebene der Möblierung und taucht ein in die Prinzipien der pädagogischen Architektur. Wir analysieren, warum alte Modelle versagen, wie eine Transformation gelingt und wie physische und digitale Infrastruktur zu einer lernfördernden Symbiose verschmelzen. Es ist ein Leitfaden für Schulverantwortliche, Planer und Architekten, die verstanden haben, dass der Bau der Schule von morgen mit dem Umdenken des Raumes von heute beginnt.

Der folgende Leitfaden führt Sie durch die strategischen Überlegungen und praktischen Schritte, um Lernräume zu schaffen, die nicht nur modern aussehen, sondern die Bildungsziele der Schweiz aktiv unterstützen. Entdecken Sie die entscheidenden Faktoren von der Akustik bis zur digitalen Integration.

Warum traditionelle Klassenzimmer die Lernleistung um bis zu 30% senken können?

Das traditionelle Klassenzimmer – Reihen von Tischen, die auf eine Lehrperson an der Front ausgerichtet sind – ist mehr als nur eine veraltete Anordnung. Es ist die physische Manifestation eines überholten Lernmodells. Diese Struktur fördert passiven Konsum statt aktiver Auseinandersetzung und schränkt die für den Lehrplan 21 essenziellen überfachlichen Kompetenzen massiv ein. In einem solchen Setting sind spontane Gruppenarbeiten, interdisziplinäre Projekte oder individuelle Vertiefungen logistisch kaum umsetzbar. Der Raum diktiert eine rigide Pädagogik.

Die negativen Auswirkungen sind messbar. Starre Raumkonzepte können die Lernleistung nachweislich um bis zu 30 % senken, wie eine Studie der PH Zürich zur kognitiven Aktivierung im Unterricht belegt. Der Grund liegt in der mangelnden Vielfalt an Lernsettings. Schülerinnen und Schüler sind gezwungen, jede Tätigkeit – von konzentrierter Einzelarbeit bis zur kreativen Gruppenfindung – am selben, oft ungeeigneten Platz auszuführen. Dies führt zu kognitiver Unter- oder Überforderung, schnellerer Ermüdung und letztlich zu schlechteren Lernergebnissen.

Die Erfahrung der Sekundarschule Bürglen im Kanton Thurgau vor ihrem Umbau zu Lernlandschaften bestätigt dies: Wenn man den Unterricht so verändern will, dass Lehrpersonen mehr Zeit für Einzelne haben und Schüler gemeinsam lernen, braucht es zwingend neue räumliche und zeitliche Strukturen. Das Festhalten an traditionellen Zimmern zementiert nicht nur eine veraltete Pädagogik, sondern sabotiert aktiv das Potenzial von Schülern und Lehrpersonen.

Wie Sie bestehende Schulräume in 6 Monaten zu flexiblen Lernlandschaften umbauen?

Die Transformation eines bestehenden Schulhauses in eine flexible Lernlandschaft ist weniger eine Frage des Neubaus als vielmehr eine des intelligenten Umdenkens. Der Wandel von starren Zellstrukturen hin zu einer dynamischen Umgebung, die verschiedene Lernformen unterstützt, kann in einem überschaubaren Zeitrahmen von etwa sechs Monaten strategisch angegangen werden. Der Schlüssel liegt in einer klaren Vision, die pädagogische Ziele in ein räumliches Konzept übersetzt.

Die Vision muss über die reine Ästhetik hinausgehen. Es geht nicht darum, Wände bunt zu streichen, sondern darum, Zonen mit spezifischen Funktionen zu schaffen. Eine erfolgreiche Lernlandschaft integriert typischerweise drei Kernbereiche: Einzelarbeitsplätze für konzentriertes Arbeiten, Kollaborationszonen für Gruppenprojekte und einen «Marktplatz» für Präsentationen und informellen Austausch. Die Herausforderung besteht darin, diese Zonen in bestehenden Grundrissen sinnvoll zu platzieren, oft durch das gezielte Entfernen nicht-tragender Wände und den Einsatz multifunktionaler, mobiler Trennelemente.

Dieser Prozess beginnt mit einem partizipativen Workshop, in dem Lehrpersonen, Schulleitung und Schüler die pädagogischen Anforderungen definieren. Daraus leitet ein Architekt oder Raumplaner erste Entwürfe ab, die aufzeigen, wie die Vision im gegebenen Bestand umgesetzt werden kann. Es ist ein Dialog zwischen pädagogischem Bedarf und baulicher Machbarkeit.

Zeitraffer-Darstellung der Transformation eines Schweizer Klassenzimmers

Wie die visuelle Gegenüberstellung zeigt, bedeutet die Transformation eine Abkehr von der Monotonie hin zur Vielfalt. Starre Reihen weichen flexiblen Möbelclustern, Nischen und differenzierten Bereichen, die den Schülern Wahlmöglichkeiten bieten. Dieser Wandel ist die Grundvoraussetzung, um den Raum von einem passiven Behälter in ein aktives, kompetenz-aktivierendes Werkzeug zu verwandeln.

Offene Lernlandschaften oder Einzelklassenzimmer: Was verbessert Lernergebnisse messbar?

Die Debatte zwischen Befürwortern offener Lernlandschaften und Verfechtern traditioneller Einzelklassenzimmer wird oft ideologisch geführt. Doch aus planerischer Sicht ist die Frage falsch gestellt. Es geht nicht um «offen» versus «geschlossen», sondern um «monofunktional» versus «multizonal». Ein schlecht geplanter Grossraum kann genauso lernfeindlich sein wie ein starres Klassenzimmer. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der intentionalen Raumzonierung.

Messbare Verbesserungen der Lernergebnisse stellen sich dann ein, wenn Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, ihren Arbeitsplatz entsprechend der jeweiligen Aufgabe selbst zu wählen. Eine Lernlandschaft ist dann überlegen, wenn sie eine reichhaltige Auswahl an Settings bietet: schallgedämpfte Kokons für die Lektüre, grosse Tische für den Prototypenbau, Stehpulte für dynamische Diskussionen und gemütliche Sofas für den informellen Austausch. Diese Vielfalt ermöglicht es den Lernenden, ihre Autonomie und Selbstregulation zu trainieren – beides zentrale Kompetenzen des Lehrplans 21.

Ein entscheidender, oft übersehener Faktor ist dabei das Gefühl der Zugehörigkeit. In grossen, anonymen Räumen kann dieses verloren gehen. Erfolgreiche Konzepte schaffen daher eine Balance aus Gemeinschaftsbereichen und persönlichen Rückzugsorten. Wie die Erfahrungen der Sekundarschule Bürglen TG zeigen, spielt der persönliche Arbeitsplatz eine zentrale Rolle:

Der Arbeitsplatz ist ein Schlüsselelement der Lernlandschaften. Er vermittelt den Schüler/innen und Schülern eine Gefühl von Geborgenheit und Zuhause sein. Er schafft so eine hohe Identifikation mit der Schule und der Arbeit in der Schule.

– Sekundarschule Bürglen TG, IQES-Konzept Lernlandschaften

Die Antwort liegt also nicht in einem Entweder-oder, sondern in einem intelligenten Sowohl-als-auch. Eine erfolgreiche Lernumgebung kombiniert die Transparenz und Flexibilität offener Bereiche mit der Geborgenheit und Konzentrationsmöglichkeit klar definierter, persönlicher Zonen. Es ist die Qualität der Zonierung, die den Unterschied macht, nicht die Grösse des Raumes.

Der Raumplanungsfehler, der 65% der Schweizer Schulen Konzentration unmöglich macht

Der mit Abstand grösste und folgenschwerste Fehler bei der Planung oder dem Umbau von Lernräumen ist die Vernachlässigung der Akustik. Ein Raum mag visuell ansprechend und flexibel möbliert sein, doch wenn der Lärmpegel unkontrolliert ist, wird konzentriertes Arbeiten unmöglich und Kollaboration zur Qual. Schlechte Akustik ist der stille Saboteur jeder pädagogischen Innovation. Die Zahlen sind alarmierend: ein gravierender Mangel, denn rund 65 % der Schweizer Schulen weisen laut SIA-Norm 181 eine unzureichende akustische Trennung zwischen den verschiedenen Nutzungsbereichen auf.

Dieser Mangel entsteht durch ein fehlendes Verständnis für akustische Zonierung. In einer dynamischen Lernlandschaft finden zwangsläufig laute und leise Aktivitäten gleichzeitig statt. Der Planungsfehler besteht darin, diese Zonen nicht durch schallabsorbierende und schalldämmende Massnahmen wirksam voneinander zu entkoppeln. Dies betrifft nicht nur offene Lernlandschaften, sondern auch traditionelle Schulhäuser, in denen Lärm aus dem Gang ungehindert in die Klassenzimmer dringt.

Visualisierung der akustischen Zonen in einer modernen Schweizer Lernlandschaft

Eine effektive akustische Planung ist dreidimensional. Sie umfasst:

  • Absorption: Weiche Oberflächen an Decken, Wänden (Akustikpaneele) und Böden (Teppichinseln) reduzieren den Nachhall im Raum.
  • Abschirmung: Mobile akustische Trennwände, Bücherregale oder speziell gestaltete Nischen schaffen visuelle und akustische Ruheinseln.
  • Dämmung: Die Qualität von Wänden, Türen und Fenstern verhindert die Lärmübertragung zwischen den Zonen.

Die visuelle Darstellung zeigt, wie unterschiedliche Materialien und Raumteiler gezielt eingesetzt werden, um Zonen für hohe Konzentration (Vordergrund) von Bereichen für lebhafte Zusammenarbeit (Hintergrund) zu trennen. Erst eine professionelle akustische Planung macht eine Lernlandschaft funktionsfähig und sorgt dafür, dass Freiheit nicht in Chaos mündet.

Wie digitale Infrastruktur und physische Räume in 4 Prinzipien optimal zusammenwirken?

Die Integration digitaler Werkzeuge in Schulen wird oft auf die Anschaffung von Geräten reduziert. Doch ohne eine räumliche Strategie bleiben Tablets und Laptops Fremdkörper. Eine echte digitale-physische Symbiose entsteht erst, wenn die Raumgestaltung die Nutzung digitaler Medien aktiv unterstützt und umgekehrt. Diese Integration beruht auf vier fundamentalen Prinzipien der pädagogischen Architektur.

1. Allgegenwärtige Konnektivität: Die Basis ist eine lückenlose und leistungsstarke WLAN-Abdeckung im gesamten Lernbereich. Doch es geht weiter: Stromanschlüsse müssen dezentral und zahlreich vorhanden sein, integriert in Möbel, Bodentanks oder mobile Ladesäulen. Nichts unterbricht den Lernfluss mehr als die Suche nach einer freien Steckdose.

2. Flexible Projektionsflächen: Die klassische Frontal-Leinwand hat ausgedient. Moderne Lernräume benötigen multiple, flexible Projektionsmöglichkeiten. Dies können beschreibbare Wände, mobile Smartboards oder mehrere kleine Bildschirme in Kollaborationsnischen sein. Das Ziel ist es, die digitale Arbeitsfläche dorthin zu bringen, wo die Lernenden arbeiten, und nicht umgekehrt.

3. Analoge und digitale Werkstätten: Kreativität entsteht oft an der Schnittstelle von Hand und Kopf, von analog und digital. Ein zukunftsfähiger Lernraum bietet daher neben digitalen Geräten auch Raum für analoge Tätigkeiten. Er integriert eine Werkbank für den Modellbau neben einer Greenscreen-Ecke für Videoproduktionen und einen grossen Tisch für Mindmaps auf Papier neben den Programmier-Laptops. Der Raum muss den nahtlosen Wechsel zwischen den Welten ermöglichen.

4. Datensicherheit durch Raumdesign: Die physische Umgebung kann die digitale Sicherheit unterstützen. Abschliessbare, belüftete Schränke zur Aufbewahrung und zum Aufladen von Geräten sind Standard. Darüber hinaus können Nischen und Einzelarbeitsplätze so gestaltet werden, dass sie visuellen Schutz bieten und die Privatsphäre bei der Arbeit an sensiblen Daten oder während Online-Prüfungen gewährleisten.

Wie Sie bestehende Schulräume in 6 Monaten zu flexiblen Lernlandschaften umbauen?

Ein Umbauprojekt in einem laufenden Schulbetrieb erfordert eine präzise, phasenorientierte Planung. Ein Sechs-Monats-Zeitplan ist ambitioniert, aber realistisch, wenn er auf klaren Prioritäten und effizienten Prozessen fusst. Er gliedert sich in drei Hauptphasen: Analyse, Konzeption und Umsetzung.

Phase 1: Analyse & Vision (Monat 1-2) In dieser initialen Phase geht es darum, die Grundlagen zu schaffen. Ein interdisziplinäres Team aus Schulleitung, Lehrpersonen, einem externen Berater (z.B. von educa.ch) und einem Architekten definiert die pädagogischen Ziele. Was soll der neue Raum ermöglichen? Welche Lernformen sollen unterstützt werden? Parallel erfolgt eine technische Bestandsaufnahme des Gebäudes: Statik, Haustechnik und Brandschutz setzen die Leitplanken für das Machbare. Das Ergebnis dieser Phase ist ein von allen getragenes pädagogisches Raumprogramm.

Phase 2: Konzeption & Planung (Monat 3-4) Auf Basis des Raumprogramms entwickelt der Architekt konkrete Entwurfsvarianten. Es werden Grundrisse gezeichnet, Materialkonzepte erstellt und vor allem die akustische Zonierung detailliert geplant. In dieser Phase werden auch die Weichen für die digitale Infrastruktur gestellt. Am Ende steht ein bewilligungsfähiges Projekt mit einer detaillierten Kosten- und Terminplanung. Die Auswahl von mobilen und multifunktionalen Möbelsystemen erfolgt parallel, um eine kohärente Gesamtwirkung sicherzustellen.

Phase 3: Umsetzung & Inbetriebnahme (Monat 5-6) Die eigentlichen Bauarbeiten sollten idealerweise in die unterrichtsfreie Zeit (z.B. Sommerferien) gelegt werden, um den Schulbetrieb minimal zu stören. Dies erfordert eine exakte Vorbereitung und Koordination der Handwerker. Nach den baulichen Anpassungen folgen die Möblierung und die Installation der IT-Infrastruktur. Die Phase endet nicht mit der Übergabe, sondern mit einer gezielten Schulung der Lehrpersonen, damit diese das Potenzial des neuen Raumes auch pädagogisch voll ausschöpfen können.

Wie Sie eine fundierte Digitalisierungs-Roadmap in 6 Schritten ohne IT-Wissen erstellen?

Die digitale Transformation einer Schule ist primär eine pädagogische und organisatorische Aufgabe, keine technische. Eine erfolgreiche Roadmap muss daher nicht von IT-Spezialisten, sondern vom Kollegium und der Schulleitung getragen werden. Der Prozess der Erstellung einer solchen Roadmap kann systematisch und ohne tiefes IT-Fachwissen erfolgen, indem man sich auf die Bildungsziele konzentriert. Es geht um die Frage: «Was wollen wir pädagogisch erreichen und wie kann uns Technologie dabei helfen?»

Ein solcher Prozess stellt sicher, dass Investitionen in Technologie einem klaren Zweck dienen und nicht zum Selbstzweck werden. Er fördert die Akzeptanz im Team und stellt die Weichen für eine nachhaltige Entwicklung, die eng mit den kantonalen Vorgaben und Fördermöglichkeiten verknüpft ist. Die Digitalisierung wird so vom gefürchteten Grossprojekt zu einem gestaltbaren Entwicklungsschritt. Die Potenzial und Grenzen aufkommender Lerntechnologien müssen dabei immer pädagogisch-didaktisch sinnvoll evaluiert werden, wie es Initiativen in St. Galler und Waadtländer Schulen zeigen.

Die folgende Checkliste, basierend auf dem Leitfaden des Kantons Zürich, bietet eine strukturierte Anleitung, um diesen Prozess in sechs überschaubaren Schritten zu meistern.

Ihr Aktionsplan: Digitalisierungs-Roadmap in 6 Schritten

  1. Pädagogische Vision definieren: Führen Sie einen Workshop durch, um basierend auf dem Lehrplan 21 festzulegen, welche digitalen Kompetenzen und Lernformen Sie zukünftig fördern wollen.
  2. Digitalisierungs-Komitee gründen: Bilden Sie ein Gremium mit Vertretern aus Lehrerschaft, Schulleitung, Elternrat und idealerweise einem externen Berater (z.B. von educa.ch), um den Prozess zu steuern.
  3. Bedarfsanalyse durchführen: Erstellen Sie eine einfache Matrix, um den aktuellen Stand und den zukünftigen Bedarf an Hard- und Software sowie an Supportstrukturen zu erfassen.
  4. Prioritäten bewerten: Bewerten Sie die identifizierten Bedarfe nach Dringlichkeit und Wichtigkeit spezifisch für Ihre Schule und leiten Sie daraus konkrete Massnahmen ab.
  5. Finanzierungsplan erstellen: Erstellen Sie einen realistischen Budgetplan und prüfen Sie aktiv kantonale Fördermöglichkeiten und Programme zur Unterstützung Ihrer Initiative.
  6. Weiterbildungsplan entwickeln: Planen Sie gezielte und praxisnahe Weiterbildungen für das Kollegium, die auf die neuen Werkzeuge und pädagogischen Szenarien vorbereiten und kantonale Vorgaben berücksichtigen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Pädagogische Architektur ist die bewusste Gestaltung von Räumen, um Lernziele des Lehrplans 21 zu erreichen.
  • Akustische Zonierung ist der kritischste Erfolgsfaktor für funktionale Lernlandschaften und wird in über 65% der Schulen vernachlässigt.
  • Die digitale-physische Symbiose erfordert mehr als nur WLAN; sie braucht eine integrierte Planung von Strom, Projektionsflächen und analogen Werkstätten.

Welche Kompetenzen moderne Bildungssysteme vermitteln sollten und warum?

In einer Welt, die von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (VUKA) geprägt ist, verliert reines Faktenwissen rasant an Halbwertszeit. Moderne Bildungssysteme müssen sich daher von der reinen Wissensvermittlung lösen und sich auf die Förderung überfachlicher, zukunftsfähiger Kompetenzen konzentrieren. Diese sind die Werkzeuge, mit denen junge Menschen die Herausforderungen von morgen kreativ und resilient meistern können.

Im Zentrum stehen die international anerkannten 4K-Kompetenzen: Kollaboration, Kreativität, Kritisches Denken und Kommunikation. Sie sind die Grundlage für lebenslanges Lernen und erfolgreiche Teilhabe an Gesellschaft und Arbeitswelt. Doch eine simple Übernahme dieses globalen Modells greift für die Schweiz zu kurz. Die Stärke des Schweizer Bildungssystems erfordert eine kontextspezifische Anpassung, wie ein Fachbericht zum Lehrplan 21 betont:

Die globalen 4K-Kompetenzen – Kollaboration, Kreativität, Kritisches Denken, Kommunikation – müssen in die konkreten Anforderungen des Schweizer Arbeitsmarktes mit seinem dualen Bildungssystem und der Bedeutung von KMU übersetzt werden.

– Lehrplan 21 Kompetenzbericht, Überfachliche Kompetenzen im Schweizer Bildungssystem

Konkret bedeutet das: Kollaboration muss im Kontext von Projektteams in Lehrbetrieben geübt werden. Kreativität verbindet sich mit der handwerklichen Innovationskultur der Schweiz. Kritisches Denken ist unerlässlich, um in einer direkten Demokratie fundierte Entscheidungen zu treffen. Und Kommunikation muss Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz umfassen. Genau hier schliesst sich der Kreis zur Raumgestaltung: Eine kompetenz-aktivierende Umgebung ist kein Luxus, sondern die notwendige Bühne, auf der diese für die Schweiz entscheidenden Fähigkeiten überhaupt erst entwickelt und trainiert werden können.

Schüler entwickeln 4K-Kompetenzen in moderner Schweizer Lernlandschaft

Letztlich ist die Schaffung moderner Lernräume eine direkte Investition in die Zukunftsfähigkeit des Wirtschafts- und Gesellschaftsstandorts Schweiz. Sie sind die Brutkästen für die nächste Generation von Fachkräften, Unternehmern und Bürgern, die gelernt haben, komplexe Probleme gemeinsam zu lösen.

Um diesen anspruchsvollen Bildungsauftrag zu erfüllen, ist es entscheidend, die zu vermittelnden Kernkompetenzen klar zu definieren und in den Mittelpunkt aller planerischen Überlegungen zu stellen.

Die Gestaltung von Lernräumen ist somit die strategische Antwort auf die Anforderungen der Zukunft. Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Schulräume nicht nur zu verwalten, sondern sie als zentrales Instrument für die pädagogische Entwicklung Ihrer Institution aktiv zu gestalten.

Geschrieben von Martin Schneider, Martin Schneider ist Berufsbildungsexperte und Bildungsforscher mit über 16 Jahren Erfahrung im Schweizer dualen Bildungssystem. Er hat Erziehungswissenschaften an der Universität Basel studiert mit Vertiefung in berufliche Bildung und ist heute als Dozent an einer Pädagogischen Hochschule sowie als Berater für Berufsbildungsorganisationen tätig. Sein Schwerpunkt liegt auf Kompetenzorientierung, Lernraumgestaltung und digitalen Lernformaten.